12.11.2012 - steineggerpix.com

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Impressions of our Holiday Expedtion Cruise with MS Bremen / Hapag-Lloyd to Antarctica 2012

October 27th - December 5th, 2012: Lugano - Tenerife - Montevideo - Falkland Islands - South Georgia - South Shetlands -
Peninsula Antarctica - Drake Passage - Kape Hoorn - Ushuaia - Buenos Aires - Iguacu Waterfalls - Lugano

written by vreni steinegger / pictures shot by rémy steinegger for fun ...

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Montag, 12. November – Auf See, Kurs Falkland Inseln / Britisches Überseegebiet

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Die Rückeroberung unseres Lidorestaurants ist in vollem Gange. Da die Neuankömmlinge nach der langen Reise von Europa nach Montevideo wahrscheinlich noch etwas müde sind und wir Alt-Eingesessenen, ohne Absprache untereinander notabene, etwas früher zum Frühstück erscheinen, ist alles wieder im Lot. Allerdings tragen wir nun draussen Jacken und die Heizstrahler arbeiten ausgezeichnet. Ich glaube, Rémy und ich müssen heute mal unters Bett krabbeln und unser Winterzeug aus den Koffern holen und mit den Sommerkleidern im Schrank tauschen. Für uns Europäer ist das schon etwas abstrakt. Wir fahren immer weiter gegen Süden und es wird immer kälter. Aber halt auf der anderen Hälfte der Erdkugel.
Um 10.00 Uhr wird das Expeditionsteam in der Panorama Lounge vorgestellt. Unter der Leitung von Stefan, dem Expeditionsleiter, ist von nun an folgendes Team für unsere Bildung zuständig: Uli - Lektor Biologie, Ulrich – Lektor Geologie, von nun an nur noch die Kernschmelze genannt, Gudrun – Lektorin Geschichte, Heinz – Lektor Polare Technik/Logistik und Andrea und Wilfried – Lektoren Meeressäuger. Für die Zodiacs ist Thorsten, liebevoll Toddo genannt, als Chef zuständig. Unser zukünftigen Zodiacfahrer sind allesamt Mitglieder der normalen Crew: Diverse Matrosen, Hoteldirektor Stefan, der Staff-Kapitän Christian, die Kreuzfahrtdirektorin Gordana, die Hostess Monika und andere. Während der kommenden 3 Wochen wird Toddo weitere Zodiacfahrer ausbilden, sehr zu unserem Vergnügen. Übrigens machen alle die Ausbildung in ihrer Freizeit und ohne Extra-Bezahlung. Und Toddo ist streng. Bevor er seinen Zodiacfahrern das Leben der Gäste anvertraut wird hart trainiert.
Anschliessend an die Vorstellung des Expeditionsteam hat die Kernschmelze schon den ersten Vortrag: „Geodynamik im Südatlantik". Nach einer Weile gebe ich auf. So eine geballte Ladung Emotionen und Enthusiasmus muss ich zuerst einmal verdauen.  
Die Spezialität des heutigen Mittagsbüfett ist Rib-Eye Steak und ich bin etwas irritiert, dass Jochen nicht erscheint. Bis mir klar wird, Jochen haben wir ja alleine  in Montevideo zurückgelassen. Wie es ihm wohl geht, so ganz ohne uns?
Der Vortrag von Bio-Uli am Nachmittag: „Die Seevögel auf unserer Reise" ist mir nicht präsent. Wahrscheinlich lag ich da gerade unter dem Bett und suchte wärmere Kleidung.
Das abendfüllende Thema ist wieder mal „Kapitäns-Willkommens-Cocktail" mit anschliessendem „Kapitäns-Willkommens-Abendessen". Alles schon gehabt. Darum schleichen wir uns, ausser Uwe natürlich, wieder durch den Hintereingang in den Bremen- Club. Während des Abendessens serviert uns Mutter Natur einen Sonnenuntergang der Extra-Klasse. Damit ihn nicht nur die Gäste auf der einen Seite des Speisesaals bewundern können wird für die Gäste auf der anderen Seite die MS Bremen einfach 180 Grad gedreht und so kommen alle auf ihre Rechnung. Nach dieser Aktion betonen die Passagiere, was wir für einen Superkapitän haben, der so etwas möglich macht. Aber sorry Leute, unser Kapitän sass während dieser Aktion völlig relaxt an unserem Nebentisch und small-talkte mit seinen  Kapitäns-Dinner Gästen. Tisch 37 hat nämlich alles unter Kontrolle.
Übrigens haben wir einen neuen Maître. Ralf. Insa, unsere bisherige Maître hat uns in Montevideo verlassen. Nicht nur uns und das Schiff. Sie hat der ganzen christlichen Seefahrt bye-bye gesagt und will nun versuchen an Land ein neues, anderes Leben aufzubauen. Ich stelle mir das nicht einfach vor. Ja, und was soll ich zu Ralf sagen?  Jedenfalls hat er es in den kommenden Wochen lückenlos geschafft, mir jeden Tag in den Hammer zu laufen. Freundschaftlich natürlich. Mutig ist er aber auf jeden Fall. Täglich versucht er verzweifelt, mir auch einmal adäquat zu antworten. Stefan, unser Hotman, findet das jeweils umwerfend und belohnt mich für meine Bemühungen, Ralf etwas lockerer zu machen ab und zu mit der bewährten Währung Gründelmayer.

Kommentare an die Autorin sind willkommen!

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5. REPLIK:

by Manfred Reich, Freund aus Berlin, aufmerksamer Beobachter, selber seit kurzem bekennender Kreuzfahrer und bekannt als einer, der den Tatsachen fadengerade ins Auge sieht!

An einem Morgen auf dem Lidodeck

Der Kapitän steuert zielstrebig auf den Tisch zu, an dem der Schiffsarzt allein sitzt.

K:  Moin Herr Doktor.

D:  Guten Morgen Herr Kapitän.

K:  Geht es Ihnen wieder gut.

D:  Ja, ich hatte nur eine leichte geistige Erschöpfung wegen des, für mich ungewohnt häufigen, Umgangs mit Debilen.

K:  Nun sind Sie jedenfalls wieder an Deck.  Sonst alles klar?

D:  Leider nicht, der Maître macht mir Sorgen. Man hat ihn schon zweimal aufgegriffen als er auf der Suche nach seiner Kabine orientierungslos im Schiff herumirrte. Und einmal saß er weinend auf einer Treppe und jammerte, dass alle weg gehen und er ganz allein auf dem großen Schiff bleiben müsste und dass er auf seine Mutter hätte hören sollen.

K:  Demenz in dem Alter?

D:  Nein, Alkoholismus.

K:  Aber Erwin trinkt doch höchstens ein Glas Wein und in seltenen Fällen auch mal einen Schnaps. Davon wird man doch nicht besoffen.

D:   In letzter Zeit trinkt er größere Mengen Hochprozentigen, im internen Sprachgebrauch – mit Verlaub – Kapitänsfusel genannt.

K:  Nu, aber.

D:  Entschuldigung, aber ich habe die Bezeichnung nicht erfunden, die Mannschaft nennt ihn so. Ich finde das übrigens ganz originell.

K:  So, finden Sie. Also sehen Sie mal zu, dass Sie den Mann wieder trocken kriegen, wäre schade.

D:  Ich habe ihn schon in die Geschlossene verlegt, die müssen wir übrigens dringend erweitern.

K:  Klären Sie das mit dem Chief, ich muss jetzt los.  

Auf  der Brücke, der 1.O hat Dienst.

K:  Heute exakt 23:47 Uhr.  Feueralarm für die Crew, Alarmstufe Rot, das volle Programm.

1.O:  Aber Chef das ist ja mitten in der Nacht.

K:  (säuselt) Was glauben der Herr denn wann Feuer so auszubrechen pflegen? Nach dem Frühstück?
(donnert) und hören Sie mit dem Chefgequatsche auf. Ich erbitte mir seemännische Ausdrucksweise. Wo haben sie denn gelernt? Auf einem Flussdampfer in Zypern?  Und der Barkeeper soll sich fertig machen 14:00 Uhr Übung „Mann über Bord"

Bin ich verstanden worden?

1O:  (steht stramm, brüllt)  Aye  Aye Sir!

K:  (murmelt im Hinausgehen) Kapitänsfusel, denen werde ich Kapitänsfusel geben, unverschämte Bande. (knallt die Tür zu).


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