24.11.2012 - steineggerpix.com

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Impressions of our Holiday Expedtion Cruise with MS Bremen / Hapag-Lloyd to Antarctica 2012

October 27th - December 5th, 2012: Lugano - Tenerife - Montevideo - Falkland Islands - South Georgia - South Shetlands -
Peninsula Antarctica - Drake Passage - Kape Hoorn - Ushuaia - Buenos Aires - Iguacu Waterfalls - Lugano

written by vreni steinegger / pictures shot by rémy steinegger for fun ...

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Samstag, 24. November 2012 – Point Wild, Elephant Island
Südliche Shetlandinseln / Antarktisvertrag

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Die Wettersituation hat sich beruhigt und wir sind auf moderaten Beaufort 3. Sozusagen im Schlaf haben wir den 60. Breitengrad überfahren und befinden uns nun im Südpolarmeer, auch Südliches Eismeer genannt.
Um 8.30 besteigen wir unsere Zodiacs und werden einen ca. 80 Minuten dauernden Ausflug der Insel entlang machen. Anlanden können wir nicht, das darf nur der Kapitän ab und zu. Ich habe noch eine Schicht Bekleidung mehr angezogen. Die Temperatur beträgt um die Null Grad, ebenso die Wassertemperatur. Aber so 80 Minuten fast bewegungslos auf dem Zodiacrand zu sitzen bewältigt man nur mit der richtigen Kleidung. Unser Zodiac-Kapitän ist der Staff-Kapitän Christian. Bei einer der letzten Zodiacfahrten mit ihm sind Andrea, Andreas und ich in Seenot geraten. Der Motor machte schlapp und wir wurden von einem anderen Zodiac zur Bremen geschleppt. Nach drei Anläufen klappte auch das Andocken an‘s Mutterschiff. Kapitän Behrend, der den Funkspruch „Zodiac in Not" hörte, war sofort von der Bücke heruntergeeilt um das Anlandemanöver zu überwachen und uns Schiffbrüchige zu übernehmen. Anschliessend putzte er uns sogar noch höchstpersönlich die Gummistiefel.
Heute zickt der Zodiac nicht und Christian macht seine Sache hervorragend. Sogar einen persönlichen Lektor haben wir an Bord, der uns alle Fragen kompetent beantwortet.
Und wieder begegnen wir der Geschichte von Sir Shackleton und seiner Endurance-Expedition. Hier liess er 22 seiner Männer zurück um sich zusammen mit 5 Expeditionsmitgliedern mit einem nicht ganz 7 Meter langen Rettungsboot der Endurance, die ja vom Eis erdrückt wurde, der „James Caird" auf den Weg nach Südgeorgien zu machen, um Hilfe zu holen. Wir kommen ja von Südgeorgien und sind tiefbeeindruckt über den Wagemut dieser 6 Männer. Damals gab es kein GPS und auf dem Boot sicher keine Essensbüfetts, heisse Duschen und all das, über was wir an Bord der MS Bremen verfügen.  
Als wir an der Höhle sind, wo die 22 Männer gut 4 Monate ausharrten und auf Rettung hofften, sind wir fassungslos. Wie kann man hier solange überleben?  Aber sie überlebten alle dank Shackletons unermüdlichem Einsatz, ein Schiff zu finden, welches seine Männer nach Südgeorgien bringen soll. Und dank dem Kapitän der „Yelcho", welcher sich ohne Erlaubnis der Marine auf den Weg machte, gelang es. Ein Steinblock mit der Büste des Kapitäns der „Yelcho" steht nun am Kap mit der Inschrift: „Hier rettete am 30. August 1916 das chilenische Marineschiff „Yelcho", kommandiert von Luis Pardo Villalon, die 22 Männer der Shackleton-Expedition, die die Zerstörung der Endurance überlebt hatten und viereinhalb Monate auf dieser Insel lebten".
Und über Shakleton gibt es ein gutes Zitat: „Für wissenschaftliche Entdeckungen gebt mir Scott, für schnelles Vorankommen auf Reisen gebt mir Amundsen. Aber wenn die schlimmsten Albträume wahr werden und alle Hoffnung verloren ist, fallt auf die Knie und betet um Shackleton!" Übrigens, Shackleton konnte keine seiner Expeditionen zu einem erfolgreichen Ende führen.
Natürlich sehen wir auch wieder Pinguine, soweit das Auge reicht. Was für eine phantastische Zodiactour.
Nach diesem Ausflug sind wir uns schmerzlich bewusst, was für Weicheier wir heutzutage sind. Und was alles selbstverständlich für uns ist. Wir bezeichnen sogar unser Internet an Bord, hier am Ende der Welt als Schneckenpost. Internet am Ende der Welt! Shakleton hätte sein Leben dafür gegeben.
Um 11.00 Uhr heisst es, letzter Zodiac an Bord und Anker lichten. Auf geht’s zur Passage entlang der Küste von Elephant Island bis Cape Lookout. Und schon bald heisst es „Wale backbord". Etwa 20 Minuten lang können wir 2 Buckelwale beobachten, die sich hier nach langer Fastenzeit zum ersten Mal vollfressen können. Und später sehen wir noch 2 Finnwale. Auch die sind nur zum Fressen in dieses Gebiet gekommen.
Den Rest des Tages bis 17.00 Uhr lümmeln wir herum, essen, machen Mittagsschläfchen. Kälte macht unheimlich müde. Nicht solange man draussen ist, aber in der wohligen Wärme unseres Schiffes.
Um 17.00 Uhr ist dann die Vorschau auf die nächsten Ziele mit unserem Expeditionsleiter Stefan. Und mit Stefan haben wir wirklich grosses Glück. Ein total humorvoller, intelligenter und geerdeter Mensch. Er lässt sich auch durch die blödesten Fragen nicht aus der Fassung bringen. Manchmal erklärt er unendliche Minuten lang irgendetwas zum Ablauf des kommenden Tages ausführlich und am Ende seiner Ausführungen fragen dann einzelne Passagiere genau das noch einmal. Stoisch erklärt er dann halt alles noch einmal. Und wir könnten die La-Ola-Welle brüllen, beschränken uns aber auf lautes Seufzen.


Kommentare an die Autorin sind willkommen!

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